
Die Gesundheit des Zwergdackels
Der Zwergdackel hat im Gegensatz zum Standard Dackel (ca. 9-12kg) erhebliche Vorteile im Gebäude. Sein geringes Adultgewicht um die 5 kg und der verkürzte Rücken der amerikanischen Linie, verringert das IVDD Risiko und das anderer degenerativer Erkrankungen erheblich. Bei gesundem BMI, vereint mit moderater Bewegung und gesunder Ernährung, kann ein Zwergdackel durchaus 16-18 Jahre alt werden.
Hier gebe ich Ihnen einen kurzen Überblick der wichtigsten rassespezifischen Erkrankungen, sowie reinen Schönheitsfehler, die in der Zucht generell vorkommen können.
GENETISCHE DISPOSITION
Schönheitsfehler
Zahnstellungsfehler: ein Rück- oder Vorbiss ist beim Dackel eher selten, aber hin und wieder gegeben. Die Gesundheit des Hundes wird dadurch nicht beeinträchtigt. Es handelt sich um einen optischen Fehler. Es kann aber evtl. zu einem späteren Zeitpunkt notwenig werden, bleibende Zähne entfernen zu lassen, wenn der falsche Biss sonst zu schmerzhaften Abdrücken im Kiefer führen würde.
Knickrute: entsteht durch die Deformierung einer oder mehrerer Schwanzwirbel, welche die Rutenachse verändert. Selten verbirgt sich hinter einer Knickrute mehr als ein Schönheitsfehler. Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv, muss also von beiden Elternteilen kommen. Eine Folgeanpaarung bei Entstehung von Knickruten ist zu vermeiden. Hunde mit Knickrute werden der Sicherheit halber von der Zucht ausgeschlossen. Eine Operation ist nicht notwenig.
Nabelbruch: eine Nabelhernie entsteht durch ein kleines Loch in der Bauchwand, welches sich mit Fettgewebe füllt. Kleine Nabelbrüche können sich von selber zurück bilden und sind nicht behandlungsrelevant. Größere Brüche sollten zur Sicherheit des Hundes (Darmverklemmung) operativ verschlossen werden.
Wolfskrallen: sind angeborene Krallen an der Innenseite der Hinterläufe und werden – je nach Linie – manchmal vererbt. Sollten diese Extrazehen keinen Knochenanteil enthalten oder der Hund damit öfters hängen bleiben, können sie per medizinischer Indikation entfernt werden.
IVDD (Intervertebrale Bandscheibenerkrankung)
Unter IVDD versteht man degenerative Erkrankungen der Bandscheiben, welche sich vorwölben, reißen oder verschieben und damit Druck auf den Rückenmarkskanal ausüben können, was zu starken Schmerzen und Nerveneinklemmung mit ggf. Teillähmung führen kann. Je nach Diagnosezeitraum und Schweregrad gibt es verschiedene Behandlungsmethoden – vom reinen Einsatz von Schmerzmitteln über Aquatherapie bis hin zur evtl. benötigten Operationen.
Als Auslöser der Erkrankung spielen neben der genetische Disposition auch das Alter, die Bewegung/ Belastung und das Gewicht eine entscheidende Rolle.
Dackel sind im genetischen Ursprung CDPA (Chondrodysplasie) und CDDY (Chondrodystropie) Doppelträger – beides sorgt für die rassentypisch kurzen Beine. Während CDPA jedoch nicht mit dem Risiko für IVDD einhergeht, steht die CDDY Mutation im Verdacht eine vorzeitige Degeneration und somit das Risiko für einen Bandscheibenvorfall auszulösen. Zugrunde liegt hier eine abnormale Knorpelentwicklung.
Einige Züchter versuchen, über Anpaarung mit teils anderen Rassen den Dackel nur noch als einseitigen oder gar freien Anlageträger für CDDY hervorzubringen, was ggf auch für längere Beine und dadurch verbessert verteilte Belastung führt. Über Rückzüchtung entstehen hier ca. ab F5 auch wieder reinrassige Dackel und beim Standard wäre diese Variante aufgrund des hohen Gewichtes um die 12 kg durchaus sinnvoll. Beim Zwergdackel – und vor allem bei der amerikanischen Linie – ist der Rücken per se kürzer, das Gewicht verringert und die Beine teils höher/kräftiger, sodass das Risiko auf IVDD bereits reduziert ist. Züchtet man Dackel mit langen Beinen, so entstehen andere Gelenksfehler (zB eine Steilstellung der hinteren Gliedmaßen und dadurch eine Schrägstellung der Hüfte), was wiederum zu anderen Problemen führt.
Der Dackel kann per Genetiktest auf CDPA und CDDY getestet werden.
PRA (Progressive Retinaatophie)
Die PRA ist eine erbliche Erkrankung der Netzhaut , die nach und nach zu einem Verlust der Sehkraft bis hin zur vollständigen Erblindung des Hundes führt. Eine Behandlung ist nicht möglich. Genetisch ist die Erkrankung auf eine Mutation des NPHP4-Gens zurückzuführen. Eine deutliche Korrelation zwischen cord1-PRA und PRA direkt ist Aussagen eines deutschen Labors nach nicht gegeben. So kann ein Hund, der PRA frei, aber Genträger für cord1 ist durchaus in der Zucht eingesetzt werden. Die Vererbung für PRA ist autosomal-rezessiv, muss also beidseits vorliegen.
Der Dackel kann per Genetiktest auf PRA und cord1-PRA getestet werden. Hunde, welche PRA tragen, müssen von der Zucht ausgeschlossen werden.
OI (Osteogenesis imperfecta = Glasknochenkrankheit)
Eine Glasknochenerkrankung beim Dackel ist dank heutiger Tests nur noch selten. Die autosomal-rezessive Erkrankung führt durch Verminderung in der Synthese von Kollagen zu brüchigen Knochen und Zähnen. Kollagen ist einer der Hauptbestandteile von Knochen. Auch die Gelenke werden ungewöhnlich elastisch. Dies führt zu Einschränkungen in der Bewegung und spontan auftretenden Knochenbrüchen.
Der Dackel kann per Genetiktest auf OL getestet werden.
Kardiovaskuläres System (Herz-Kreislauf)
Beim Dackel ist das Herz rassentypisch physiologisch vergrößert. Hier ist im Alterungsprozess oder bei Auffälligkeiten, wie Kurzatmigkeit, Belastungseinschränkung oder extremer Müdigkeit eine kardiologische Untersuchung angeraten. Zudem ist Übergewicht bis hin zur Fellleibigkeit tunlichst zu vermeiden. Auch die Bewegung ist moderat zu halten.
Kryptorchismus (Einhoder)
Der angeborene Hodenhochstand (einseitig oder beidseitig) beim Hund ist erblich bedingt. Rüden mit nur einem abgestiegenen Hoden sollten auf keinen Fall zu Zuchtzwecken eingesetzt werden. Der im Bauchraum oder in der Leiste verbliebene Hoden sollte operativ entfernt werden, da er sonst entarten kann. Der Hodenhochstand geht demnach Hand in Hand mit dem erhöhten Risiko auf Hodentumore oder Hodentorsion. Der Abstieg beider Hoden sollte bis Woche 12 erfolgt sein.
PL (Patellaluxation = Kniescheibenverlagerung)
Die Patellaluxation wird in vier Grade unterteilt und kommt auch bei Hunden mit PL-freien Eltern vor – je nach Wachstum, Fütterung, Haltung und Bewegung. Die PL 1 und 2 muss meist nicht operiert werden, da der Hund aufgrund des geringen Eigengewichtes sehr gut damit zurecht kommt. Übergewicht ist hier – und immer – natürlich zu vermeiden. Regelmäßige Physiotherapie (z.B. Wasserlaufband) wird zur Erhaltung der Beweglichkeit angeraten.
Grad 1: die Kniescheibe kann in Streckbewegung verlagert werden, bewegt sich bei Beugung jedoch wieder in die Rollfurche zurück und bleibt dort.
Grad 2: die häufigste Form, bei der die Kniescheibe für eine gewisse Dauer verlagert bleibt. Sie springt erst bei Enggraden der Beugung spontan zurück.
Grad 3: die Kniescheibe kann hier zwar manuell in die Rollfurche zurückverlagert werden, begibt sich aber spontan in ihre verlagerte Position zurück.
Grad 4: die Kniescheibe ist dauerhaft verlagert. Der Hund kompensiert dies meist durch haltenden Muskulatur, wenn lebenslang moderat trainiert/gelaufen wurde.
ÄUSSERE EINFLÜSSE
Gängige Parasiten
ENDOPARASITEN (= innere Parasiten, wie Rund- & Bandwürmer & Protozoen)
Rundwürmer: Spulwürmer, Hakenwürmer, Peitschenwürmer, Lungenwurm, Herzwurm
Protozoen: Giardien und Kokzidien (= einzellige Parasiten)
Infiziert sich ein Hund über kontaminierten Kot, stehendes Gewässer oder den Verzehr von Beutetieren mit Parasiten, sollten diese stets mit einem passenden Produkt behandelt werden, da sie zu zahlreichen Symptomen und bei dauerhaftem Befall zur völligen Zerstörung des Mikrobioms (Darmflora) führen können.
Meine Welpen werden z.B. bis Abgabe dreimal sanft mit Banminthpaste entwurmt – auf das jeweilige Gewicht genau berechnet. Diese Entwurmung dient in erster Linie dazu, einen evtl. Befall über das Gesäuge der Mutterhündin zu eliminieren. Denn diese Wurmlarven werden bei reiner Entwurmung des Muttertieres nicht „erwischt“.
Wurmkuren sollten jedoch nicht pauschal 3-4 x jährlich angewandt werden, wie oftmals noch empfohlen, da eine übermäßige chemische Behandlung ebenfalls zur Zerstörung – zumindest aber der Beeinträchtigung – des gesundes Mikrobioms führen kann.
Über eine Kotprobe lässt sich ohne großen Aufwand testen, ob überhaupt ein Wurmbefall beim Hund vorliegt. Dies ist jederzeit z.B. über meine Praxis Bowl Control bzw. mein Partner-Labor VetScreen möglich. Alternativ kann der Tierhalter selbst eine Kotprobe an das Labor Enterosan senden. Der Vorteil ist, dass in diesen Tests nicht nur auf Rund-und Bandwurmbefall, sondern auch auf Kokzidien und Giardien getestet wird, welche man mit einer normalen Wurmkur (Panacur, Milbemax etc.) gar nicht erwischen würde.
EKTOPARASITEN (= äußere Parasiten, wie Zecken, Flöhe, Haarlinge, Milben,Läuse)
Ektoparasiten leben im Fell und auf der Haut des Hundes. Sie ernähren sich von Hautschuppen und Blut und führen zu Juckreiz, Hautveränderungen, Rötungen, Reizungen und Entzündungen, teilweise zu Haarverlust. Vorsorge ist hier besser als eine scharfe Behandlung. So sollten Fell und Haut regelmäßig kontrolliert werden – vor allem nach Spaziergängen.
Einen natürlich zusammengesetzten Schutz bieten Produkte von www.Peticare.eu , die äußerlich angewandt werden. Notfalls kann auch Frontline SpotOn zur Anwendung kommen, wenn bereits ein Befall vorliegt.
Bitte nehmen Sie Abstand von allen Produkten zur inneren Anwendung, wie Bravecto oder Simparica, da diese „Vergiftungen“ die Leber stark belasten und zu zahlreichen Symptomen, wie Zittern, Erbrechen, Speicheln, Fressunlust, Schlafstörungen, Koordinationsstörungen bis hin zu epileptischen Anfällen führen können. Dies sind oftmals schleichende Prozesse und treten bei wiederholter Einnahme auf, wenn die Schädigung schon vorangeschritten ist. Die Entgiftung und Rekonvaleszenz des Hundes dauert dementsprechend lange.
Giardien & Kokzidien
Sonderfall Giardien und Kokzidien. Diese Protozoen (Einzeller) sind mittlerweile weit verbreitet und können tatsächlich überall aufgenommen werden. Eine normale Wurmkur hilft hier nicht! Die Behandlung mit Panacur ist umstritten, da dieses Produkt zwar zur Behandlung von Giardien offiziell zugelassen ist, die Wirkung aber meist nicht ausreicht und die Darmschleimhaut dabei stark negativ beeinflusst und die intakte Darmschleimhaut raus räumt. Hier wird also das Mikrobiom verändert, was zu weiteren Problemen (langfristig ggf. Allergien zwecks Durchlässigkeit der DSH) führt.
Trotzdem sollten Giardien immer behandelt werden – eine kurze Kur mit Metrobactin wirkt sehr gut.
Manche Hunde sind chronische Ausscheider – diese sind meist von Geburt an mit Giardien belastet und zeigen im Alltag keine Symptome, während junge Hunde, die erst im neuen Zuhause mit Giardien in Kontakt kommen meist stinkenden Durchfall (ggf mit Blut) und gelber Auflagerung zeigen. Die meisten Sommerwelpen infizieren sich leider direkt nach Auszug mit Giardien. Infektionsquellen sind stehende Gewässer (Pfützen), Vogel-und Igelkot, sowie von Ausscheidungen kontaminierte Stellen.
Manche Züchter leben einfach mit Giardien und lassen das Rudel und die Welpen durchseuchen. Ich mache das nicht! Meine Hunde sind gardienfrei und werden regelmäßig getestet, da ich großen Wert auf ein intaktes, darmassoziiertes Immunsystem lege – das geht nur ohne Giardien!
Kokzidien sind ebenfalls eine Form von Protozoen und verursachen üblen Durchfall. Es gibt hier nur ein wirksames Gegenmittel vom Tierarzt. Der Befall mit Konzilien ist eher selten.
Impfungen
Der Impfplan meiner Hunde und Welpen besteht nach dem Motto: so viel, wie nötig, aber so wenig wie möglich!
Die Hunde erhalten in der 8. Lebenswoche ihre erste Impfung SHP OHNE L4 (Leptospirose). Diese Impfung ist in der 12. Woche im neuen Zuhause genau so noch einmal nachzuimpfen. Damit steht die Grundimmunisierung auf mindestens 6 Jahre nach Herstellergarantie! Die hohe Grundimmunisierung durch erste Impfungen hat sich bei mir im Blutbild nach ca. 5 Jahren bei jedem Hund bestätigt.
Die Tollwut Impfung kann als Einzeldoses ab Woche 16 erfolgen – diese ist IMMER auf 3 Jahre gültig. Bitten Sie Ihren TA, dies auch so in den EU-Pass einzutragen. Lassen Sie sich bitte nicht vom TA überreden, den Hund nach einem Jahr nochmal komplett zu boostern, geschweige denn die Leptospirose Impfung (L4) jährlich aufzufüllen. Leben Sie in einem Gebiet mit vielen Mäusen/Ratten, so kann die Leptospirose Impfung ab der 16. Woche als Einzeldosis geimpft werden. Gerade die L4 wird allerdings sehr schlecht vertragen! Impfungen sind Schwermetallbelastungen für den Körper (Aluminiumverbindungen, die über Leber und Nieren verstoffwechselt werden). Hier entsteht oftmals eine dauerhafte oder intermittierende Hepatitis (bei Überimpfung) und auch Folgeschäden (nächtliches Erbrechen, blutiger Durchfall) bis hin zu einem chronischen Leberschaden.
Ich bin kein Impfgegner – eine ordentliche Grundimmunisierung ist sehr wichtig, deckt den Hund aber per Herstellergarantie über Jahre ab. Ich empfehle einen Bluttest (Titerbestimmung) im 5./6. Lebensjahr. Hier kann dann (wenn benötigt) eine Impfung aufgefüllt werden.
Interessanter Link zum Thema: www.tierheilpraktiker-hunde-gesundheit.de/der-impf-wahnsinn


